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Schmerz ist nicht gleich Schmerz

Schmerz mag auf biochemischer Ebene die gleichen Endreaktionen hervorrufen und zu einem Glückshoch führen, der Weg dahin kann sehr unterschiedlich ausfallen.


Im BDSM ist die Palette an Schmerzerfahrungen mit ihren Hintergründen und Wirkungen weit gefächert. Versucht man es in Kategorien einzuteilen, merkt man schnell, wie weit ausdehnbar dieses Netz ist und wie fein verwoben es mit sämtlichen Aspekten des menschlichen Seins ist.


Schmerz ist nicht gleich Schmerz. Und das individuelle Setting muss stimmen.

Welche Körperstellen? Welche Instrumente? Durch wen werden die Schmerzen hinzugefügt?

Mit bestimmten Körperstellen assoziieren wir bestimmte Botschaften.

Aus diesem Grund sind wir an ganz bestimmten Stellen besonders verletzlich oder besonders belastbar. Der versohlte Hintern zur Strafe, das reinigende Peitschen des Rückens, erniedrigende Ohrfeigen oder Tritte in den Schritt.

Jede Stelle des Körpers hat ihre eigene Symbolik.

Spitzer Schmerz, dumpfer Schmerz. Nadeln, Schlaginstrumente, Absätze, Hände, Strom, medizinisches Equipment, unbequeme Positionen.

Abrupter Schmerz, sich langsam steigernder Schmerz. Schmerz gekoppelt an sexuelle Erregung. Schmerz gekoppelt an den seelischen Gemütszustand.

Schmerz gekoppelt an traumatische Erfahrungen. Schmerz losgelöst von allem.

Und nicht zuletzt: Schmerzen hinzugefügt durch wen?


Durch sich selbst? Weil man die Dinge am besten mit sich alleine ausmacht?

Durch eine fremde Person? Für den Kick des ausgeliefert seins?

Nur dann, wenn man vertraut? Weil man auf sich aufpasst und ganz bewusst seinen Körper und Seele schenkt?

Oder durch die eine, ganz bestimmte, Person? Die, die man liebt. Weil es dann besonders weh tut?

Warum ist jemand bereit Schmerzen in Kauf zu nehmen, sich sogar danach zu sehnen und den Wunsch zu haben seinen Körper für einen sadistischen Akt zur Verfügung zu stellen?

Schmerz für eine verdiente Strafe schafft einen Ausgleich.

Schmerz in Form der tiefen Hingabe verbindet, weil man bereit ist, für eine bestimmte Person alles auszuhalten.

Als Beweis der inneren Stärke und Belastbarkeit setzt Schmerz eine enorme Kraft frei. Schmerz kann erregen. Er kann den Kopf freimachen, reinigen, läutern, heilen, entspannen, lange nachwirken.

Machmal muss neuer Schmerz geschaffen werden, um alten Schmerz zu heilen.

Nicht zu vergessen den seelischen Schmerz, der über den Weg der Erniedrigung und der Konfrontation mit tiefster Not und Pein auf befreiende Weise das Ego zunichte macht.

Dann gibt es da natürlich noch die selbstzerstörerische Masochisten und zerstörerische Sadisten. Aber um diese Symbiose geht es hier nicht.

Schmerz ist nicht gleich Schmerz.

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